Fernost

Südamerika

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Fernost, März bis September 1971


An einem richtigen Apriltag brachen wir auf, wir, mein italienischer Weggenosse Claudio, aus Düsseldorfer Zeiten, und ich, Axel, Grafik-Designer aus Meerbusch-Lank. Die Luft war nicht warm und nicht kalt, Wolken zogen schnell am Himmel vorbei und ließen ab und an die Sonne durchscheinen, Unser Wagen war gepackt, die letzte Inspektion gemacht für eine Reise in den fernen Osten. Indonesien war unser Ziel, das Land der tausend Inseln, und mitten darin die Insel Bali, von der ich schon als Junge träumte. Wir hatten es sehr eilig, als wir von Meerbusch über die Autobahn in Richtung München fuhren. In Süddeutschland war es kalt, Schnee lag in den Alpen, in Italien regnete es, und in Jugoslawien mussten wir des Morgens den Reif von den Scheiben unseres VW-Busses kratzen.
Die erste richtige Zollkontrolle erlebten wir dann an der bulgarischen Grenze. ”Aussteigen und alles auspacken,” hieß es. Welch ein Aufwand! Die Kontrolle blieb natürlich ohne Ergebnis, also ”Kommando zurück.” Wir bezahlten die Versicherung und die Visagebühren, und weiter ging‘s in VW BusRichtung Istanbul.
Schon an der Grenze zur Türkei begegneten uns die Menschen, die Zöllner mit großer Herzlichkeit, die man hier überall den Deutschen entgegenbringt. ”Turky-Alleman kardesch” sagten sie:
”Türken und Deutsche sind Brüder”, und wir schüttelten uns dabei heftig die Hände. Über Edirne mit seiner herrlichen Moschee fuhren wir auf guten Straßen nach Istanbul. Ich selbst war zum dritten Mal auf türkischem Boden und freute mich, in der Stadt einen Freund nach sechs Jahren wieder zu sehen.
Istanbul strahlte eine unvergleichbare Atmosphäre aus. Die Stadt empfing uns mit vollem Nachmittagsverkehr: Autos, Menschen, Busse. ”Hotel Mister”, rief uns jemand zu, ”Billig Hotel!”
Und die Wasserverkäufer klapperten mit ihren Gläsern. Mühsam schlugen wir uns zum Bosporus, zur Galatabrücke, ins Herz der Stadt durch, vorbei an Bettlern, Schuhputzern und Istanbulschreienden Kindern. Wir ließen den Wagen stehen und machten uns mit unseren Kameras auf den Weg zum Basar. Hier bekommt man als Fremder einen nachhaltigen Eindruck vom Geschäftsleben lstanbuls. Die Händler bieten ihre bunte Warenfülle mit lautem Geschrei an und feilschen lange um den Preis. Menschen zwischen zwölf und sechzig tragen Lasten, an denen ein Esel schwer zu schleppen hätte.
Und den Touristen ist höchste Aufmerksamkeit vor Taschendieben zu empfehlen.
Meinen türkischen Freund begrüßte ich wenige Stunden später; es war ein herzlicher Empfang durch die ganze Familie.

 
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